Lehrerbildung Hamburg (ZLH)
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Book Famine und die Notwendigkeit eines verbesserten Zugangs zu urheberrechtlich geschützten Werken
18. Dezember 2019
Für die am Lehrlabor Lehrerprofessionalisierung (L3Prof) Beteiligten fand am 04.12.2019 ein Workshop mit einem Vortrag zum Thema "Book Famine" an deutschen Hochschulen und Schulen? Oder: Welche Konsequenzen muss das „Gesetz zur Umsetzung der Marrakesch-Richtlinie über einen verbesserten Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken zugunsten von Menschen mit einer Seh- oder Lesebehinderung“ im Rahmen inklusiver Hochschul- und Schulentwicklung nach sich ziehen?
mit Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt statt.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand das „Gesetz zur Umsetzung der Marrakesch-Richtlinie über einen verbesserten Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken zugunsten von Menschen mit einer Seh- oder Lesebehinderung“. Ausgehend von den inhaltlichen Details dieser Gesetzesänderung wurden die wesentlichen Konsequenzen für die Gestaltung schulischer und hochschulischer Prozesse thematisiert.
Auf schulischer Ebene zeigt sich, dass die Bedarfe von Schülerinnen und Schülernmit Print Disability (dt. Lesebehinderung, wobei anzumerken bleibt, dass das „Druckwerk“ (Print) die Behinderung im Leseprozess erzeugt, und nicht die Person) aus mangelnder Erfahrung und Wissen über diese Zielgruppe weitestgehend unberücksichtigt bleiben. Am Beispiel von digital zugänglichen Lehrbüchern wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie diese unter Verwendung von assistiver Software und Technologien für Schülerinnen und Schüler mit Seh- und Lesebehinderung nutzbar werden. Darüber hinaus wurde thematisiert, welche Vorteile sich für alle Nutzerinnen und Nutzer aus der Verfügbarkeit von Lehr- und Lernmaterialien (z. B. Lehrbüchern) in zugänglich elektronischer als auch in gedruckter Form ergeben.
Für die Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg stellen sich zahlreiche Herausforderungen: Um im Rahmen der inklusiven Schulentwicklung zweckmäßig und Barrieren reduzierend agieren zu können, werden Lehrerinnen und Lehrer mit spezifischen Medienkompetenzen benötigt. Dabei sind die Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern des sonderpädagogischen und allgemeinen Lehramts zu differenzieren (z.B. Wissen um Grundzüge barrierefreier Dokumente vs. Kompetenz in der Implementierung Assistiver Technologien im konkreten Lehr-Lern-Setting). Demnach sind die Lehr- und Lernstrukturen an der Universität so zu gestalten, dass die Studierenden zur Ausbildung der jeweils notwendigen Kompetenzen befähigt werden (z.B. Einsatz elektronischer Lernmaterialien in barrierefreiem Format bereits als Standard im Studium selbst, Hinweise zur Erstellung zugänglicher Poster und Arbeitsblätter im Seminar…). Die vorgestellten Projekte (L3Prof) zeigen bereits, dass es möglich ist, auch für diesen Kompetenzbereich Schnittstellen offen zu legen und zu nutzen.
Weiterführende Informationen:
Degenhardt, Sven (2019): Umsetzung der Marrakech-Richtlinie an Hochschulen: Befugte Stellen - Universal Design – Born Accessible Publishing. In: Bibliotheksdienst, 53 (10-11), 653-661.